Spiritueller Impuls

Fasten im Innen und Außen

Es ist März. Viele beginnen mit Tagen der Enthaltsamkeit. Das gilt sowohl für Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen als auch für jene, die sich aus gesundheitlichen Gründen eine Fasten(aus)zeit nehmen.

Körperliches Fasten ist äußeres Zeichen geistigen Fastens

Nach einem Winter mit reichlichen Speisen und geringem Bewegungsdrang empfiehlt sich eine Pause. Eine Pause, um danach mit der vollen Kraft des Frühlings in ein neues, fruchtbares Jahr zu starten. Vielleicht, so mein Gedankenspiel, liegen „Fasten“ und „Feste“ nicht umsonst klanglich nah beieinander. Zeiten des Verzichts scheinen notwendig zu sein, um das Leben in vollen Zügen zu genießen. In der Religionsgeschichte folgen Fastenzeiten und Feiern schon seit Jahrtausenden auch terminlich oft aufeinander.

Was jedoch ist mit Fasten genau gemeint? Und gibt es eine „richtige“ Form des Fastens?

Das religiöse Fasten scheint als Phänomen so vielfältig wie die Menschheitsfamilie und im Kern doch gleich zu sein. Meist verbinden sich körperlicher Verzicht mit dem Wunsch, sich innerlich dem Göttlichen zuzuwenden. Heutzutage ist vielleicht besonders bedeutsam, dass religiöse Schriften Hinweise auf das Entwicklungspotential des Fastens sowohl für Einzelne als auch für die Gesellschaft bieten.

Für Einzelne kann das Fasten zum Beispiel eine Einladung sein, eigene Gewohnheiten und Einstellungen zu hinterfragen. So beschreibt es ein Fastender, der sich für seine Fastenzeit in ein Kloster begeben hat:

Die Fastenzeit ist … auch eine Zeit des Leerwerdens. Haben wir nicht auch einen Beutel, den wir das ganze Jahr über vollstopfen, mehr als ihm oft gut tut? Während meines Fastens mache ich ihn ganz leer und wasche ihn aus. Bis in die letzte Magenfalte und Darmzotte. Und ich leere noch mehr. Mein Hirn: überbordend vor unnützem Gerümpel, Klatsch, billigem Fernsehkitsch, kleinkariertem Tagesärger. Mein Herz: bis an den Rand gefüllt mit Alltagssorgen und Alltagswünschen, mit großen und kleinen Verletzungen, Enttäuschungen und Erwartungen. Jetzt wird ausgemistet. Das Heilige in uns braucht Raum, so kommt es mir in den Sinn.

Peter Seewald, Bernhard Müller: „Das Fasten der Mönche“, Wilhelm Heyne Verlag 2004, S. 134-135

Da ist es nicht verwunderlich, dass Fasten für viele gläubige Menschen eine Möglichkeit zur inneren Befreiung und Festigung darstellt. So schreibt Bahá’u’lláh, der Stifter der Bahá’í-Religion:

Und wir verordneten Pflichtgebet und Fasten damit alle Gott, dem Mächtigsten, dem Inniggeliebten, näher kommen.

Bahá’u’lláh, Die Bedeutung von Pflichtgebet und Fasten

Der Begriff des „Inniggeliebten“ ist meines Erachtens sehr passend im Kontext des Verzichts. Fasten hat viel mit Liebe zu tun! Warum würde man sonst auf etwas verzichten, das man liebt, das einen nährt und erhält, wie gutes Essen? Doch nur für etwas, das man noch mehr liebt, nicht wahr? So heißt es in den Bahá’í-Schriften:

Glücklich seid ihr, dass ihr … das Fasten in der heiligen Zeit gehalten habt; denn körperliches Fasten ist äußeres Zeichen geistigen Fastens, es ist ein Symbol für Selbstzucht, dafür, dass man sich aller Triebe des Selbstes enthält, die Merkmale des Geistes annimmt, vom Himmelsodem weggetragen wird und an der Liebe Gottes Feuer fängt.

‘Abdu’l-Bahá, Briefe und Botschaften

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